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Alpine Historie

ALPINE: FRANZÖSISCHE SPORTWAGENLEGENDE

Die traditionsreiche Sportwagenmarke Alpine mit Firmensitz im nordfranzösischen Dieppe ist seit der Gründung im Jahr 1955 durch Jean Rédélé untrennbar mit Renault verbunden. 1973 übernahm Renault die Mehrheit bei dem Sportwagenspezialisten. Zwischen 1955 und 1994 baute Alpine sieben Modellreihen, die heute ausnahmslos Kultstatus genießen: A106, A108, A110, GT4, A310, V6 GT und A610. Mit der Präsentation der Neuauflage der A110 Anfang 2017 erlebte die Marke unter dem Dach der Renault Group ein spektakuläres Comeback.

A106: Startschuss für Alpine

Mit der A106 – Alpine Modelle sind traditionell weiblich – lanciert Jean Rédélé 1955 das erste Alpine Fahrzeug. Auf das Chassis des 4 CV setzt er einen Aufbau aus Kunststoff und schafft damit die Blaupause für alle späteren Alpine Modelle. Der Radstand von 2,1 Metern ist identisch mit dem des 4 CV und bleibt für 20 Jahre eine feste Größe bei Alpine. Neben Plattformrahmen und mechanischen Komponenten stammten auch Hauptscheinwerfer und Rücklichter sowie die Innenausstattung mit Armaturenträger, Lenkrad, Pedalerie und Sitzen vom 4 CV. Ein Kuriosum ist die Windschutzscheibe der A106. Hierbei handelt es sich nämlich um das Heckfenster (!) der großen Renault Limousine Frégate.

Auch den kleinen Vierzylindermotor übernimmt Rédélé vom 4 CV. Durch gezieltes Tuning kitzeln die Motorenkünstler von Alpine bis zu 31 kW/43 PS aus der 747-Kubikzentimeter-Maschine, die wie beim Technikspender im Heck eingebaut ist. Damit beschleunigt der 550-Kilogramm-Wagen auf maximal 153 km/h.


A108: Sportwagen mit Dauphine Genen

1958 führt Alpine den Typ A 108 ein, zunächst als Cabriolet, ab 1959 auch als Hardtop-Variante und als Coupé 2+2. 1960 folgen das Cabrio Sport und das zweisitzige Coupé Sport. Als Motorisierungen dienen die 845-Kubikzentimeter-Maschine der Dauphine, das auf 904 Kubikzentimeter aufgebohrte Aggregat der Dauphine Gordini sowie die vom Alpine Haustuner Marc Mignotet aufgebohrte Version mit 1,0 Litern. Im September 1960 erscheint als sechste Variante die Berlinette A108. Der nur 1,12 Meter hohe Zweisitzer nimmt mit der abgeflachten Frontpartie, den Scheinwerfern hinter Plexiglasabdeckungen, der schräg stehenden Frontscheibe, dem niedrigen Dach und der sanft abfallenden Heckpartie bereits die Form der legendären A110 vorweg.


A110: Rallye-Legende mit hohem Kultfaktor

Die im Herbst 1962 auf dem Pariser Automobilsalon vorgestellte Ur-A110 trägt zur Alpine Legende bei wie kein anderes Modell, denn mit ihr avanciert die Marke aus Dieppe zur nahezu unschlagbaren Macht im Rallye-Sport. Highlights in der Motorsportkarriere der A110 sind die Gewinne der internationalen Markenmeisterschaft 1971 und der ersten Rallye-Weltmeisterschaft 1973. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr, denn in der A110 treffen sich Motorenperformance und niedriges Gewicht auf ideale Weise. Je nach Version wiegt die nur hüfthohe Berlinette zwischen 575 und 730 Kilogramm. Die Motoren stammen aus dem Renault 8 sowie Renault 16, wurden von Amédée Gordini und Marc Mignotet einem gründlichen Tuning unterzogen und mobilisieren zwischen 35 kW/47 PS und 101 kW/138 PS, in den Rallye-Varianten sogar bis zu 147 kW/200 PS. Der Hubraum steigt mit der Zeit von 1,0 auf 1,8 Liter und der Topspeed von 170 auf 225 km/h. Bis 1977 baut Alpine 7.489 Exemplare, die meisten davon in der französischen Rennfarbe Blau.

GT4: schnörkellose Eleganz

Zusammen mit der A110 präsentiert Alpine im Herbst 1962 in Paris das Modell GT4 auf Basis der Caravelle von Renault. Die Nachfolgerin für das A108 Coupé 2+2 besticht durch ihre elegante, schnörkellose Linienführung. Mit 4,05 Meter Länge ist die GT4 für eine Alpine ungewöhnlich groß. Auch der Radstand von 2,27 Metern, die Breite von 1,5 Metern und die Höhe von 1,25 Metern sind für ein Modell aus Dieppe üppig bemessen. Dafür fanden unter der wohlgeformten und leichten Kunststoffhaut vier Personen Platz.


A310: Bestseller mit V6-Power

Mit der A310 stellt Alpine 1971 dem knochenharten Sportgerät A110 ein komfortableres Modell zur Seite. Das Design des Neuentwurfs ist raffiniert und schnörkellos: Unverwechselbares Merkmal ist die spitz zulaufende Front mit den Scheinwerfern hinter einer Plexiglasabdeckung. Die A310 startet ihre Karriere als Vierzylindermodell mit 84 kW/115 PS. Richtig in Fahrt kommt ihre Laufbahn, als 1977 ein V6-Motor zur Verfügung steht. Das 2,7-Liter-Triebwerk mit 110 kW/150 PS sorgt für Fahrleistungen, die der spektakulären Optik gerecht werden. Mit bis zu 225 km/h Spitze und 7,8 Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h bietet die A310 echte Sportwagen-Performance.


Abenteuer Le Mans

Nicht nur im Rallye-Sport ist Rédélés Firma aktiv. 1963 präsentiert Alpine das erste Rundstreckenfahrzeug mit der Bezeichnung M63, mit dem die Marke unter anderem bei den 24 Stunden von Le Mans antritt. Es folgen die Typen M64, M65 sowie A210, A211 und A220. Insbesondere 1964 und 1966 machen die Alpine mit guten Ergebnissen bei dem Langstreckenklassiker auf sich aufmerksam und können Klassensiege einfahren.

1973: Alpine geht an Renault

Die spektakulären Auftritte im Motorsport sind auch eine hervorragende Werbung für Renault. Ab 1965 kann Rédélé deshalb seine Serienfahrzeuge unter dem Namen Alpine Renault offiziell über das Renault Händlernetz vertreiben, wodurch er noch mehr Kunden erreicht. 1968 legt Renault sogar sämtliche Motorsportaktivitäten in die Hände von Alpine. 1972 unternimmt der Renault Vorstandsvorsitzende Pierre Dreyfus einen Vorstoß in Richtung Kapitalbeteiligung bei Alpine. Insbesondere die noch ungeregelte Nachfolgefrage veranlasst Rédélé, das Angebot anzunehmen. So kommt es, dass Renault 1973 die Aktienmehrheit an der Sportwagenschmiede aus Dieppe übernimmt.

Mit den Renault Ressourcen im Hintergrund wagt sich Alpine erneut an das Abenteuer Le Mans. Mit dem Sportprototypen A442 starten die Franzosen ab 1976 bei dem Langstreckenklassiker. Nach zwei Anläufen erzielen 1978 die Alpine Piloten Didier Pironi und Jean-Pierre Jaussaud den heiß ersehnten Sieg. Für Rédélé ist der Le-Mans-Sieg das Abschiedsgeschenk von Alpine. 1978 verkauft er seine Anteile an Renault.


Alpine V6 GT und V6 Turbo: immer schneller, immer stärker

Anfang 1985 debütiert die Alpine V6 GT als Nachfolgerin der A310. Für die Entwicklung zeichnet erstmals Renault komplett verantwortlich, die überlieferte Grundkonzeption aus Stahlrohrrahmen, Polyester-Karosserie und Heckmotor bleibt dennoch unangetastet. Allerdings legen Radstand, Länge und Höhe deutlich zu. Aus 2,8 Liter Hubraum stellt der V6 jetzt 116 kW/158 PS bereit und ermöglicht 235 km/h Spitze. Damit ist die Alpine V6 GT bei ihrer Premiere das schnellste Fahrzeug aus dem Renault Konzern. Den Titel soll sie nicht lange halten, denn wenige Monate später erscheint die Alpine V6 Turbo. Motorisiert mit dem 2,5-Liter-V6 aus dem Renault 25, den ein Single-Turbolader auf 147 kW/200 PS bringt, erreicht das neue Alpine Spitzenmodell die prestigeträchtige 250-km/h-Marke.


A610: spektakulärer Ausklang der Heckmotorära

Die 1991 präsentierte A610 markiert das Ende der klassischen Heckmotormodelle aus Dieppe. Die Weiterentwicklung der Alpine V6 Turbo bietet mit 265 km/h Spitze und 5,9 Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h Fahrleistungen auf dem Niveau weitaus potenterer Supersportwagen. Für den Einsatz in der A610 steigern die Ingenieure den Hubraum des V6-Aggregats auf 3,0 Liter und heben den Ladedruck an. Ergebnis: Mit 184 kW/250 PS steht so viel Leistung zur Verfügung wie noch bei keinem Serienmodell mit dem Alpine Logo. Mit Klima- und HiFi-Anlage ab Werk, damals selbst im oberen Preissegment noch keine Selbstverständlichkeit, hält erstmals auch gehobener Komfort Einzug in ein Alpine Modell.

Relaunch mit der Alpine Vision

1994 endet die Produktion des vorerst letzten Sportmodells mit dem ruhmreichen Namen Alpine. Das Werk Dieppe stellt von nun an Renault Sport Fahrzeuge sowie sportliche Kleinserien wie den Clio V6 und den Renault Sport Spider her. Es ist jedoch kein Aus für immer: 2012 kündigt die Renault Group den Alpine Relaunch an. Vier Jahre später präsentiert sie in Monaco die Studie Alpine Vision, die bereits einen realitätsnahen Blick auf das künftige Serienmodell bietet. Dieses debütiert im Frühjahr 2017 auf dem Genfer Auto-Salon unter dem klangvollen Namen A110.